28. Juli 2014

Flämisch Zeeland 2014 aus Sicht der Seagull 4A103

Hallo alle zusammen und Willkommen zurück in Flämisch Zeeland im Sommer 2014.

Ich wurde gefragt, warum ich denn immer den eingedeutschten Namen "Flämisch Zeeland" benutze und nicht den offiziellen Terminus "Zeeuws Vlaanderen". Nun, ich habe mir den Namen angewöhnt als ich begonnen habe meine Familie zu korrigieren wenn sie die Gegend, historisch und geografisch unkorrekt, einfach Holland nennt. Nun ich denke, ich werde das nächste Mal, also wenn ich wieder da war und mit Bildern zurück komme, den richtigen einheimischen Namen benutzen aber jetzt heißt die Serie schon mal Flämisch Zeeland und so schlimm ist es ja auch nicht .. zumindest nicht so schlimm wie .. Holland.

Auf keine Arbeit mit einem Kamera habe ich mich seit dem Erhalt meiner ersten SLR so sehr gefreut wie auf das Arbeiten mit der Seagull TLR. TLR steht übrigens für Twin Lens Refelx und beschreibt eine zweiäugige Kamera, dabei sieht der Fotograf durch eines der Augen und der Film sieht durch das andere.

Da dies nicht nur ein besondere Urlaub sondern auch eine besondere Kamera war, entschloss ich mich, meinen besten Film einzulegen einen der beiden Fuji Neopan Acros Dia Filme. "Aber R der Fuji Acros ist gar kein Dia Film sondern ein s/w Film". Ja das habt ihr mir nach dem Post zur Fotoausrüstung auch fast sofort gesagt, nur hat mich die Nachricht nicht mehr erreicht. Und so dachte ich den ganzen Workflow hindurch, ich hätte einen Diafilm geladen. Trotzdem noch mal vielen dank für den Hinweiß.

Das besondere an meinem Modell der 4A103 ist unter anderem der Aufzug per Kurbel. Man muss also nicht beim Filmtrasport auf die Rückseite sehen und warten bis eine Zahl in einem kleinen Fenster erscheint, sondern man kurbelt einfach bis zum Anschlag und fertig. Wie bei einem Kleinbildmodell mit Motoraufzug gewinnt man hier zwar Geschwindikeit, verliert jedoch die Möglichkeit, ein Nulltes Bild zu machen, das teilweise verbrannt ist.


In meinem Fall ein klarer Vorteil, denn mein erstes Bild ist meiner Meinung nach überaus gut gelungen und wäre es halb verbrannt, hätte ich mich sicher geärgert. Hier seht ihr einen zur Imbissbude umgebauten Fischkutter mit zwei beibooten im Hafen von Breskens.


Auch wenn das Bild gut gedrittelt ist, vertikal zwei drittel Boot ein drittel Kai, so stört doch, das oben die Flagge und unten die Schiffsschraube des linken Beibootes abgeschnitten ist. Dies wird wohl an der ungewöhnlichen Brennweite des SA-85/75mm Objektivs liegen, an das man sich erstmal gewöhnen muss.

Aber für den ersten Schuss ist es meiner Meinung nach mehr als gut gelungen. Besonders gefallen mir auch die Schärfe und die Linienführung.


Beim nächsten Bild scheine ich mich vermessen oder verrechend zu haben, denn es ist sichtlich unterbelichtet. Da die Seagull keine eigene Belichtung vornehmen kann, habe ich das Licht mit einem Zeiss Ikon Selen-Belichtungsmesser gemessen.


Zu sehen ist auf dem Bild die bon mir so geliebte und fast schon tot fotografierte Skyline von Vlissingen, mit Schnellbot im Vorder- und dramatischen Wolken im Hintergrund. Mich ärgert die Fehlbelichtung natürlich sichtlich auch wenn der Canoscan 9000f sein Bestes tut bezahlt wird die Rettung des Bildes mit hässlichem Rauschen.


Besser gelaufen ist das ganze bei diesem Bild des Breskener Yachthafens, hier gibt es im Original eine leichte Überbelichtung. Übrigens waren mir alle Bilder der Seagull im ersten Scanndruchgang etwas zu hell und zu blass, weswegen ich die Belichtung auf 150% herunter geregelt habe. Merkwürdigerweise bekommt man bei mehr Prozent dunklere Bilder.


Auf diesem Bild sieht man so denke ich am besten, das ich eigentlich mit farbigen Ergebnissen gerechnet habe. Denn für ein Foto in schwarz weiß ist es meiner Meinung nach viel zu überladen mit Linien und feinen Strukturen.


Besser gelungen ist dieses Bild, denn was fotografiert man mit einer Seagull Kamera am besten .. richtig .. Seagulls also Seemöwen. Dieses ist meiner Meinung nach das zweitbeste Bild der Reihe.


Die Möwe links befindet sich fast genau im unteren linken Drittelschnittpunkt und damit im goldenen Schnitt. Der Fokus liegt auf dem Auge der Möwe und die Tiere hinter ihr werden gestaffelt immer unschärfer, denn in der Welt des Mittelformats liefert auch Blende 5,6 ein klasse Bokeh.


Weniger toll dagegen ist, dass ich dem Tier fast die Schwanzfedern abgeschnitten habe und ganz böse auf die Bildwirkung schlägt sich der mal richtig schiefe Horizont nieder, ich hab mich bei der Ausrichtung wohl fälschlicherweise an der Böschung orientiert.


Aber mal von den offensichtlich von mir verursachten Bildfehlern zur Kamera, diese ist nämlich wirklich klasse. Ich hätte nicht erwartet, das eine chinesische Kamera mit einem Objektiv welches sich Haiou SA-85 nennt, so scharfe Bilder liefert.


Allerdings sind Handhabung und Bedienung gewöhnungsbedürftig, besonders muss man immer acht geben, dass sich nichts vor der "taking Lens" also vor der Line für den Film befindet, was man durch die "viewing Lens" also die Linse für den Fotografen nicht sieht.




Auch das quadratische Format ist gewöhnungsbedürftig, denn die meisten Motive verlangen nach einem 2:3 oder 6:9 Schnitt. Aber wenn man dann mal ein Motiv gefunden hat, welches von der Quadratur profitiert, dann ist die Wirkung um so stärker, wie oben bein ersten Bild gut zu sehen. Wo das Quadrat so garnicht gerne mitspielt ist bei Landschaften, hier benötigt man immer einen dramatischen Himmel und dann auch eine gute Lichtsituation. 


Hier ist so einiges schiefgegangen, denn nicht nur der Horizont hängt durch, was mir mit der Seagull öfter passiert ist, sondern es ist auch zuviel vom falschen auf dem Bild. Die Komposition hätte mehr Landschaft, also Weg benötigt und weniger Himmel. Aber das zu tiefe neigen ist bei einer TLR immer so eine Sache. Ich hätte besser öfter mal den integrierten Rahmensucher verwenden sollen.

Außerdem scheinen ausgerecht diesem Bild die 150% Belichtung nicht gut bekommen zu sein, wenn ich gleich noch etwas Zeit finde, Scanne ich dieses Bild umgehend neu.


Hier ist mir eine etwas bessere Landschaftsaufnahme gelungen, der Horizont verläuft zwar mitten durch Bild, was man eigentlich aus ästhetischen Gründen, vermeiden sollte aber dafür teilt das helle wilde Dünengras das Bild noch mal teilweise auf.


Das Zentrum des Bildes zeit, eingerahmt von zwei Bäumen, den Campingplatz von Nieuwvliet Bad und damit das letzte "echte" Bild des Filmes. Denn die Mechanik der Kamera lässt einen noch ein Bild machen, bevor die Kürbel vollständig arretiert wird und einem signalisiert, dass man den Film nun entnehmen kann, dieses 13te Bild wird allerdings nichts, warum muss ich noch in Erfahrung bringen.

Nicht nur bei diesem Bild beschleicht mich das Gefühl, dass man viele Bilder retten könnte, schnitte man das obere Drittel einfach ab. Unter anderem aus diesem Grund bin ich jetzt der Meinung, dass eine Mittelformat Kamera nicht unbedingt das 6x6 Format benötigt. Ich hab mich damals auf der Suche nach einer 120er Spiegelrefelx Kamera total erschrocken als ich herausfand, dass die von mir angepeilte Mamiya M645 1000S in 6x4,5 aufnimmt. Jetzt halte ich es nur noch für halb so schlimm.

Übrigens könnt ihr auch meine überraschung sicher vorstellen, als ich bei der Entnahme des Bildes auf der Fuji Acros Rolle lesen musste "Develop in s/w chemicals", da ich ja bis zum letzten Bild dachte, es läge ein Dia Film in der Kamera.

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