28. August 2014

Wozu benötigt eine Waffe einen Verschluss?

Hallo alle zusammen,

erst letztens habe ich eine Mail bekommen, in der ich für meine Erklärungen zum Thema Waffentechnik sehr gelobt wurde. Es scheint mir also, dass die Erklärungen in Fachbüchern nicht immer von allen so gut verstanden werden.

Am Ende der Mail wurde ich noch darum gebeten, doch mal bitte zu erklären, was es mit den einzelnen Verschlüssen so auf sich hat und warum diese so wichtig sind.


Am besten erklärt sich immer alles mit Bilden und da ich so schlecht Zeichnen kann, greife ich hier einfach mal auf die Grafiken von Doctor Noobs PimpmyGun zurück.

Hier sehen wir eine Patrone, nehmen wir einfach mal, die läge lose auf dem Boden.


Zundete man jetzt diese Patrone würden beide Teile, also Geschoss und Hülse, einfach unkoordiniert durch die Gegen fliegen und mit relativ wenig Energie irgendwo auftreffen. Zum einen verpufft das meiste Pulvergas einfach, sobald sich Geschoss und Hülse trennen und kann deswegen nur sehr kurz auf beide einwirken. Zum anderen teilen sich beide Teile die Energie.


Da wir auf diese Weise weder etwas treffen und extrem viel Energie verlieren und zudem für uns noch die Gefahr besteht, dass wir durch das Pulverfeuer verletzt werden, benötigen wir eine Lösung.



Die erste Lösung heißt Lauf, wir stecken die Kugel also in eine art Rohr. jedoch eines welche hinten offen ist. Zünden wir jetzt die Patrone, bekommt die Kugel eine Richtung und zwar gerade noch Vorne. Die Hülse jedoch wird einfach in grober Richtung nach hinten heraus geschleudert. Da sich Hülse und Kugel hier immer noch die Energie teilen, wird die Hülse mit fast der gleichen Kraft nach hinten ausgeschleudert und stellt so eine erhebliche Verletzungsgefahr dar. Auch das Pulverfeuer nimmt den leichteren Weg nach hinten. Einziger Vorteil, eine Solche Konstruktion hat meist fast keinen Rückstoß.

Natürlich sieht man die Kugel im Lauf selber nicht, ich habe das nur hier als Schnittbild dargestellt, damit man es besser nachvollziehen kann.

Der Vollständigkeit halber: Bei einem echten Lauf mit eng gefassten Zügen, würde das Geschoss beim solchen Abschuss nicht genug Kraft haben um die Züge der Waffe zu überwinden und müsste auf halber Stecke durch den Lauf einfach stecken bleiben.

Auch noch Nachzutragen wäre, dass je nach Material der Hülse und Pulvermenge die Hülse einfach platzen würde, wenn sie weit genug aus getreten ist und die dünne Kupferhülle dem Druck nicht mehr standhalten kann. Hier gehen wir aber von einer kleinen Ladung und einer dicken Hülsenwand aus.



Die nächste Möglichkeit heißt etwas sparrig Stoßboden, dies meint, dass jetzt der Boden der Hülse gehalten wird, hier begrenz man also den Weg der Hülse nach hinten. Damit stellt man sicher, dass alle Energie in das Geschoss geht, leider hat dieses nun aber keine Richtung mehr und würde mit voller Energie einfach irgendwohin fliegen. Hier sind wir jetzt auch etwas sicherer denn wir können jetzt nicht mehr von der Hülse getroffen werden. Trotzdem sollte man eine solche Konstruktion besser mehre Meter von sich weghalten, was man bei Frühen Handkanonen im Mittelalter auch getan hat, denn ein platzen der Hülse ist hier fast sicher, denn niemand garantiert uns, dass das Kupfer der Hülse nach dem Zünden des Pulver dessen Gase solange aushält, bis sich das Geschoss von selbigem gelöst hat und die Energie frei ausstöhnen kann. Es kann also gut passieren, dass die Hülse einfach platzt, einen solchen Vorfall nennt man übrigens fachmännisch einen Hülsenreißer.


Ein Verschluss muss also 2 Sache gewährleisten und 2 Sachen sicherstellen und das wären sie.

Richtung - Die Kugel benötigt eine Richtung.
Energieverlust - Der Hülse darf nicht erlaugt werden sich übermäßig zu bewegen.*

Pulverfeuer - Der Schütze darf keine heißen Gase abbekommen.
Hülsenreißer - Die Waffe muss vor dem Zerfetzen der Hülse geschützt werden.



Wie sieht also ein guter Verschluss aus? Ganz einfach wie ein Verschluss. Kombiniert man einen Lauf mit einem Stoßboden erhält man einen Verschluss. Vorausgesetzt beide gehen eine feste Verbindung mit einander ein, denn einfach beide lose aneinander zuhalten bringt, wie auf dem mittleren Bild zu sehen, kaum etwas. Der Schlagboden würde einfach nach hinten wegfliegen und eine enorme Gefahr für uns darstellen, angenommen man hielte die Konstruktion am Lauf fest.

Erst ein fest mit dem Lauf verbundener Stoßboden gewährleistet alle 4 Kriterien: Sicherheit für den Schützen, vor Hülsenreißern und Pulverfeuer und zudem noch eine Richtung für das Geschoss und minimalen Energieverlust.

Achtung: Auch wenn ein Verschluss erst durch das Zusammenwirken von Lauf und Stoßboden gescheit, benennt man meist nur den Stoßboden und dessen jeweiliges System als Verschluss. Der Verschlussträger führt also nur den Stoßboden und nicht den lauf; ein Verschlussfang hält nur den Stoßboden in hintersten Position fest und ein Verschlussdrücker wirkt auch nicht auf den Lauf ein. 


Gleich geht es weiter mit den verschiedenen Arten von Verschlüssen.


Nachschlag:

Mich hat jemand gefragt, was denn passiert, wenn man im letzten Bild nicht den Lauf, sondern den Stoßboden festhält. Eine gute Frage, denn es gibt später noch mal eine Waffe, die mit dem jetzt erklärten Prinzip arbeitet.

Als erstes würde ein nicht mit dem Stoßboden verbundener Lauf, wenn man ihn nicht anderweitig fixierte, einfach abfallen. Aber gehen wir mal davon aus, dass er zum Beispiel auf einer Tischkante oder ähnlichem abgelegt wäre.

Nun die Energie, die durch das Zünden des Pulvers frei gesetzt wird, sucht sich natürlich den leichtesten Weg und dieser besteht nicht darin, die Kugel mit Gewalt durch den Lauf zu pressen, sondern darin den Lauf einfach "mit zunehmen". Der Lauf würde also samt Kugel nach vorne geschleudert.

Das gilt jetzt nicht für Läufe mit ein Glattrohr, also eine Rohr ohne Züge welches keinen direkten Kontakt zum Geschoss hat,  dieses verhält sich oft anders, weil hier der leichtere Weg nach vorne durch den Lauf frei sein kann.

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