29. April 2015

Warum der Erstkauf einer neuen Spiegelreflexkamera Quatsch sein kann.

Hallo alle zusammen,

ja die Frage nach der geeignetsten neuen digitalen Spiegelreflexkamera ist ja nun wirklich keine seltene und selbige wird von mir so gut wie immer mit folgender Gegenfrage beantwortet:

"Beherrschst du den bereist das Verschluss, Blende, Iso System?"

Und so gut wie jeder verneint diese Frage und gibt damit auch gleich bereits die Antwort auf seine Frage. Und zwar ist für ihn erstmal gar keine neue DSLR geeignet, weil es aus den in Kürze von mir vorgestellten Gründen herzlich sinnlos wäre sich eine solche zu kaufen. Neue Spiegelreflexkameras sind teuer und werden veralten meist schon nach einem Jahr, weil der Hersteller eine neues Modell auf den Markt wirft.

Geht man jetzt her und kauft sich, trotz meiner Warnung, einfach die nächstbeste gerade aktuelle DSLR, ohne auch nur das technische Grundsystem zu kennen hat man zwei Probleme. Erstens wird man wahrscheinlich all sein Geld in die Kamera und das Kit-Objektiv stecken müssen, zum anderen kommt es dann oft vor, dass man den für den eigenen Fotografiestiel genau falschen Anbieter wählt und zu guter letzt wird man eh eine ganze Weile lernen müssen und die meisten aktuellen DSLRs versuchen zwar zu helfen, sind aber unterm Stich verwirrend und machen faul. Aber der Reihe nach ..


Bei durchschnittlichem Lerntempo wird man gut ein Jahr brauchen, bis man erst die Wirkung der einzelnen Brennweiten, dann das Verschluss, Blende, Iso System und so weiter gelesen, gelernt und dann verinnerlicht hat. Er reicht dabei leider nicht, das alles einmal gelesen zu haben, man muss es zu jeder Zeit auswendig aufsagen können, um es im richtigen Moment anwenden zu können. Hat man die Technischen Daten und Formeln im ersten halben Jahr soweit drauf, wird man wahrscheinlich den Rest seinen Leben brauchen um die künstlerische Seite voll zu beherrschen.

Also wird man erst nach einem Jahr seine DSLR voll ausreizten können und die meisten sind erst an diesem Punkt dann so ehrlich zuzugeben, dass sich erst jetzt eine neue DSLR wirklich gelohnt hätte. Meist kleben ihre Augen dann in den nun aktuellen Katalogen an dem Nachfolger ihrer eigenen Kamera.


Beim Neukauf haben die wenigsten schon eine genaue Vorstellung, was sie den später fotografieren möchten oder sie Antworten mit losen Begriffen wie Menschen, Tiere oder Landschaften, die eh von jeder DSLR beherrscht werden. Erst wenn es in spezialisiertere Bereiche geht wird man Unterscheide zwischen den Marken erkennen und solange man noch nicht wie wo man hin will, sollte man auch noch nicht so viel Geld in eine Marke stecken.

Ich kenne einige Leute, die sich genau die falsche Marke zugelegt haben und jetzt auf einem System sitzen, für das sie einst extrem viel Geld ausgegeben haben und jetzt beim Weiterverkauf mit einem enorm hohen Verlust rechnen müssten. Wenn man sich unter Dynamikumfang und Iso-Rauschen nichts vorstellen kann, sollte man auch nicht zu Hersteller X greifen, weil dieser da besser ist.


Eine neue DSLR wird zwar nach einem Jahr ein gutes Stück ihres Wertes verlieren aber bis dahin verschlingt sie schon einen ganzen Batzen Geld. Meist ist man nach dieser Anschaffung erstmal blank und kann sich mindestens den ersten Monat lang kein weiteres Zubehör leisten und das trifft meist Sachen, die man unbedingt haben sollte. Damit meine ich in erste Linie Bücher, ich weiß für die meisten stellt es sogar schon eine Überwindung dar, überhaupt die Bedienungsanleitung zu lesen aber Bücher sind unersätzlich und im gebrauchten Zustand noch nichtmal extrem Teuer. Gleich als nächstes kommt das Stativ, welches meiner Meinung nach unersätzlich ist. Dazu kommen noch ein Blitz und das rettende Reinigungszeug. Nicht zu vergessen Tasche, Ersatz Akku, zweite Speicherkarte etc.

Die meisten bedenken diese Kosten einfach nicht und so geht bei dem ein oder anderen viel zeit ins Land bis er das nötige Zubehör zusammen hat und das verzögert den Lernprozess noch mal um einiges. Auch greifen viele dann zu billig Zubehör, ich finde es dann immer so schade, wenn sich Leute mit einer teuren neuen Spiegelreflex die Bilder versauen, nur weil das billig Stativ mal wieder irgendwo wackelt. Ganz zu schweigen von billig Blitzen, die schon mal eine DSLR durch ihre zu hohe Zündspanung regelrecht grillen können.


Diesmal zwar kein Finanzieller Aspekt aber doch durchaus von Belang ist die Faulheit, die einem von aktuellen DSLRs antrainiert wird. Hersteller werben mit immer besserer Automatik und immer mehr Motivprogrammen, dabei sind auch die Kameras von heute nur Idioten mit zwei Fingern, wie übrigens alle anderen Computer auch. Ich hab mal mit den automatischen Modi einer aktuellen DSLR rum gespielt und alles was diese tat war nur ständig den Blitz auszufahren und dies bei einer Landschaftsaufnahme. Aber das ist noch nichtmal das schlimmste, denn aus diesem Modi kommt man schnell wieder raus. Das schlimme sind meist Funktionen die ein Foto auch dann noch retten, wenn es eigentlich durch einen Bedienfehler versaut gewesen wäre ( Namentlich, Iso-Burst, Bildstabilisator und Tonemapping HDR ).

Ich kenne eine Person, die erst das Fotografieren mit diesen Helfern mühsam erlernt hat um sich jetzt, wo sie höhere Ansprüche hat, diese Art der Fotografie wieder abzugewöhnen, da diese angeblichen Helfer eine Verschlechterung der Qualität zu Folge haben. Diese Dinger sind einfach Noteisen, um dann noch Fotos machen zu können, wenn nichts anders mehr geht.
Noch schlechter geht es natürlich Leuten, die nie aus dem Automatik Modus heraus finden. Es kann ja gut sein, dass der grüne Kasten mit Plus und Sternchen fast immer gute Bilder liefert aber glaubt mir, ihr werdet in die Situation kommen und das Motiv eures Leben vor euch haben und der Automodus wird es versauen und ihr werdet euch nicht helfen können.


Das wären zwar die Hauptgründe aber noch lange nicht alle Gegenargumente. So solltet ihr bedenken, dass ihr euch erst an den Umgang mit einer DSLR gewöhnen müsst. Ich will euch nicht unterstellen, dass ihr das Ding bei der nächst besten Gelegenheit einfach fallen lasst aber das man eine DSLR, bei nicht aufgesetztem Objektiv, nicht nach oben halten darf, weiß nicht jeder. Fehler passieren, wenn man mit etwas ungeübt ist, das ist ganz normal.

Aber ob einem so etwas mit einer neuen oder mit einer gebrauchten DSLR passiert, macht schon einen Unterscheid.

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Was also tun, wenn eine neue DSLR nicht in frage kommt?

Ihr solltet euch am besten eine gebrauchte Kamera zulegen, die aber über möglichst alle vier manuellen Modi verfügt, also P, A, S, M oder P, Av, Tv, M. Das kann zwar auch eine Kompakt oder Bridge Kamera sein aber ihr wollt ja am Ende mit einer DSLR dastehen, also wäre es natürlich die beste Idee gleich mit einer gebrauchten Spiegelreflex zu starten.


Die Vorteile liegen nach meiner Sicht auf der Hand:

- Ihr könnt in ruhe alles lernen und nach einem Jahr werden ihr genau wissen, was ihr braucht und was nicht.

- Nach dem Jahr wird eure Kamera nur zweistellig an Wert verloren haben, wenn ihr das Ding nicht über zugerichtet habt als nötig ..

- .. auch wenn ihr euch in der Marke vergriffen habt ist das halb so schlimm.

- Ihr werdet nach dem Kauf einer gebrauchten DSLR noch genug Geld für wichtiges Zubehör übrig haben.

- Der Automatik Modus älterer Generationen ist meist noch schlechter als jene der aktuellen und hält einem effektiv davon fern. Auch besitzen sie weniger Notnetze und man muss lernen anstand sich auf Funktionen zu verlassen, die man sich später eh wieder abgewöhnen muss.

- Sollte man durch Unwissen seine Kamera beschädigen, ist das nur halb so schlimm, die die Kamera meist nur halb so teuer war.

- Den tollen Gurt mit den roten oder gelben Streifen, gibt einzel auch bei Ebay.


Ich müsst natürlich nicht ewig auf euren Traum von einer neuen glänzenden DLRS verzichten aber ohne die nötige Ahnung hat man an dem Ding echt keinen Spaß und die grandiosen Fotos, mit denen die meisten dieser Kameras werben könnt ihr so eh erst nach dem ersten Jahr machen.


Geht also am besten in das nächste Kamerageschäft eures Vertrauens mit einer Gebrachtabteilung und verlangt nach der günstigsten DSLR im Regal. Dabei kann euch die Marke herzlich egal sein, denn ihr solltet das System nach dem ersten Jahr am besten komplett abstoßen und nicht solche Schienen fahren wie: "Ich kaufe mir jetzt nur den Körper neu, denn ein Objektiv hab ich ja schon". Also wenn neu dann auch komplett, meiner Meinung nach.

Auch und kauft einen Lerndummy in dem Segment, das ihr später auch neu kaufen wollt. Wünscht ihr euch eine neue Anfänger DSLR, kauft euch eine gebauchte Anfänger DSLR. Wünscht ihr euch eine neue halbprofi Kamera, kauft euch eine gebrauchte halbprofi Kamera.

Ich hoffe ich kann euch Geld, Nerven und Fehlentscheidungen sparen.

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